Traumvagabunden
Aktuell

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4facher Preisträger des Deutschen Rock&Pop-Preises


Rezension zum aktuellen Album "Liebeslieder an das Leben"
(von Matthias Binner, Leiter der SAGO-Liedermacherschule)

Klein und liebevoll bemalt wie für einen Nail-Fashion-Contest ist der Stick – groß wie die Welt ist die Musik darauf. Nachdem die Traumvagabunden den Deutschen Rock&Pop-Preis gleich in vier Kategorien abräumten, war es höchste Zeit für ein neues Album – und "Liebeslieder an das Leben" hält alles, alles, was man sich davon versprechen konnte. Geblieben sind Yiannis Brauweilers stoische Nüchternheit, seine wortlos machende Präzision, seine unverstellte Ehrlichkeit. Geblieben ist Dörte Drieschners warmes, beredtes, wenn's passt auch störrisches Cello, das aus den getupften Klavier-Akkorden Klanglandschaften macht. Hinzugekommen sind magische Backing-Chöre (@ClaudiaFink), richtungweisende E-Bass-Linien (@joergholdinghausen), unerwartbare Cahon-Beats, Kinderstimmen, Glockenspiele und behutsam, unterschwellig wirkende Klangzaubereien (Mix: @ludwig.schmutzler). Geblieben sind auch die ungeschönten, unlarmoyanten Lebenserfahrungsschilderungen, geweitet hat sich der Blick: Auf familiäre Flucht- und Vertreibungserfahrungen ("Der Teckel"), väterliche Identifikationsfiguren ("Freund, Begleiter und Wegbereiter"), klimawandelbedingte Naturveränderungen ("Glühwürmchen"), wer sonst wagt sich an solche Themen? Dass Hermann Hesse den Text zu "Spätsommer" beisteuerte, merkt man nur, wenn man es weiß – wenn Nick Drake "Drei Tauben" vertont hätte, würde es auch niemanden verblüffen. "Blutsbruder" und "Platz im Herzen" ("Song des Jahres deutschsprachig 2024") kennen Wissende schon vom Debüt-Album "Ankommen"; "Neue Wege" ist ein Neuzugang der selben Gewichtsklasse: Den Boden unter den Füßen durch pure Ehrlichkeit wegziehend, nämlich. Scheitern, das Scheitern eingestehen, am Scheitern wachsen, andere reden darüber, die Traumvagabunden leben das. Eine CD-Pressung, ach: handgeschöpftes Bio-Vinyl wäre diesem Album zu vergönnen, doch die Zeiten sind nicht so. Ab heute steht diese Traum-Musik auf allen Ramschportalen – wer im www.traumvagabunden.de den Stick bestellt, bekommt etwas wirklich Besonderes. Wollen wir nicht genau das?


Zuschauerstimmen

Das war was für's Herz!
Man kann sich selbst in diesen Texten wiederfinden!
Wunderwunderschön
Ihre Musik hat mich tief berührt!

Rezension zum Album "Ankommen"
(von Matthias Binner, Leiter der SAGO-Liedermacherschule)

Stolz erfreuen wir uns am "SAGOnaut"-Logo auf der Cover-Rückseite von "Ankommen", dem neuen Album der Traumvagabunden. Yiannis Brauweiler kam 2019 als gestandener Bühnenkönner bei uns an. Und seine neuen Lieder sind wunderbar: Konkret, anschaulich, direkt, warmherzig, humorig, eigen, unverwechselbar.oUnschätzbar!

Ob die lakonische, staubtrockene No-Bullshit-Denke, die diese bemerkenswert uneitle Platte auszeichnet, typisch für das Dresdener Umland ist, mögen Menschen sagen, die dort wie Yiannis heimisch sind. Ihm jedenfalls nimmt man bedenkenlos ab, am Strand mit Kamillentee auf die Liebe und die Salzränder an den Jeans anzustoßen. Der "Sand im linken Schuh" wird im gleichen, besten Sinne romantisch überhöht wie im folgenden Lied der treue Klavierhocker: Nämlich zu hundert Prozent pathosfrei und mit unbestechlicher Genauigkeit. Der Ostsee-Sand knirscht eben im linken Schuh, nicht etwa im heißen Herzen des Poeten oder sonstwo. Und dem Hocker wird völlig zurecht eine veritable Ode ob seiner Fähigkeit gewidmet, im richtigen Moment knarzend über die Pointen des auf ihm sitzenden Poeten zu lachen. Nichts wäre falscher, als hinter diesen Miniaturen biedermeierliche Niedlichkeit zu vermuten: So leidenschaftlich um das Wohl von Hockern, Hunden ("Sie ist ein Husky") und Kindern ("Kleiner Pirat") bangt nur, wer weiß, wie sich unwiederbringliche Verluste anfühlen. Und wie Niederlagen schmecken. Ohne das schreibt niemand etwas wie "Platz im Herzen" – ein Liebeslied, wie es Leonard Cohen so erschütternd unironisch erst in seinem achten Lebensjahrzehnt hinbekommen hat. In einer anständigen Welt würde dieses Lied für Hochzeiten, was "Dinner for One" für Silvester geworden ist. Gala-Sänger*Innen des Landes, es liegt an Euch! Der späte Cohen ließ sein Raunen (mit jedem Recht der Welt) vom Wohlklang ungezählter Virtuos*Innen und Klangzauberer umschmeicheln, "Ankommen" hingegen funktioniert als klassische Duo-Platte. Dörte Drieschners Cello verbindet sich mit Yiannis Brauweilers Klavier und seiner jeden Sperenzchen abholden Stimme zu einer klanglichen Einheit, die keine Wünsche offenlässt. Was nicht bedeutet, deshalb auf eine todesmutige Blockflöte, eine unkreditierte Gitarre ("Kleiner Pirat") oder drollige Backingchöre ("Sie ist ein Husky") verzichten zu müssen!

Kompetent komponiert, punktgenau arrangiert, souverän musiziert und sauber produziert taugt dieses glücklich machende Album als Richtschnur für alle, die glauben, sich durch höheren Produktionsaufwand um die sorgfältige Abarbeitung genau dieser Basics herummogeln zu können. Die zehn Lieder dauern zusammen 40 Minuten und sind für lau im Netz zu hören – oder aber für lachhafte zehn Euro als physischer Tonträger auf traumvagabunden.de zu bestellen, alleine dass von Dörte Drieschner Aquarell-Cover wäre das wert. Schau bald wieder bei SAGO rein, lieber Yiannis! Und sei stolz auf dieses Album.